Immer mehr Studien beschäftigen sich mit den Auswirkungen der zunehmenden Bildschirmzeit und dem Phänomen der Mediensucht auf unsere Gesundheit.
Wir haben die wichtigsten Ergebnisse aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen für Dich zusammengefasst.
Zusammenhang mit Übergewicht und ungesunder Ernährung
Mehrere Übersichtsarbeiten haben moderate bis starke Evidenz dafür gefunden, dass mehr Bildschirmzeit, insbesondere Fernsehen, mit einem höheren Risiko für Übergewicht und Adipositas sowie einer ungesünderen Ernährung mit höherer Energieaufnahme bei Kindern und Jugendlichen verbunden ist. Eine repräsentative Elternbefragung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft und des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin ergab, dass während der Corona-Pandemie fast jedes sechste Kind dicker wurde, mehr Süßigkeiten verzehrt wurden und der Medienkonsum stark anstieg.
Tägliche Medienzeiten von mehr als 2 Stunden erhöhen laut einer Übersichtsarbeit das Risiko für Übergewicht, Adipositas und das metabolische Syndrom. Dies könnte unter anderem durch die erhöhte Exposition gegenüber Lebensmittelwerbung für ungesunde Produkte in den Medien erklärt werden. Einer anderen Studie zufolge sehen Kinder und Jugendliche täglich mehr als 15 Werbespots für Lebensmittel, die nicht den WHO-Kriterien für eine kindgerechte Ernährung entsprechen.
Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
Es gibt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen langer Bildschirmarbeit und Symptomen wie Depressionen, Ängsten, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsproblemen, geringerem Selbstwertgefühl und schlechterer psychosozialer Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen. Allerdings ist die Beweislage hier weniger eindeutig als bei den körperlichen Auswirkungen.
In mehreren Studien wurde eine lange Nutzungsdauer von Videospielen mit Depressionen, Reizbarkeit, Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität in Verbindung gebracht. Obwohl die Studien nur Korrelationen aufzeigen und keine Kausalität nachweisen können, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass zu viel Zeit vor digitalen Bildschirmen der psychischen Gesundheit schaden kann. Dies könnte teilweise durch die pandemiebedingten Schulschließungen und den damit verbundenen erhöhten Medienkonsum erklärt werden.
Beeinträchtigung der Schlafqualität
Einige Studien deuten darauf hin, dass übermäßige Bildschirmnutzung mit schlechteren Schlafgewohnheiten und schlechterer Schlafqualität verbunden ist.
Dies könnte unter anderem durch die Unterdrückung des Schlafhormons Melatonin durch blaues Licht erklärt werden.
Eine Studie an Studierenden zeigte, dass diejenigen mit schlechter Schlafqualität signifikant häufiger abends und nachts Bildschirme für studienbezogene Zwecke nutzten als gut Schlafende. Experten empfehlen daher, die Bildschirmarbeit mindestens eine Stunde vor dem Zubettgehen zu beenden und digitale Geräte nicht mit ins Schlafzimmer zu nehmen.
Auswirkungen auf kognitive Fähigkeiten und Schulleistungen
Während moderate Bildschirmnutzung auch positive Effekte auf Lernen und Bildung haben kann, wurde übermäßige Nutzung mit Beeinträchtigungen der Exekutivfunktionen und schlechteren schulischen Leistungen in Verbindung gebracht.
Eine Studie fand Zusammenhänge zwischen dem Bildschirmkonsum im Alter von 5 Jahren und späteren sprachbezogenen Schulleistungen sowie zwischen dem aktuellen Konsum und Leistungen in Mathematik und Deutsch. Die Forscherin Dr. Avelina Lovis Schmidt von der TU Chemnitz betont, dass jeder Moment vor dem Bildschirm bedeutet, dass das Gehirn Erfahrungen in der analogen Welt verpasst.
In ihrer Forschung fand sie Korrelationen zwischen Bildschirmnutzung und schlechteren Schulleistungen, was sie auch mit der verlorenen Lernzeit erklärt.
Beeinflussung der sozialen und emotionalen Entwicklung
Hohe Bildschirmzeiten können die Qualität der Interaktion zwischen Kindern und Bezugspersonen verringern und so die Sprachentwicklung beeinflussen.
Eine australische Studie zeigte, dass Kinder während der Zeit vor Bildschirmen weniger Wörter von Erwachsenen hören, selbst weniger sprechen und seltener mit ihnen interagieren, was die Sprachentwicklung verzögern kann.
Auch ein erhöhtes Risiko für emotionale Probleme und Verhaltensauffälligkeiten wurde beobachtet. Laut Dr. Lovis Schmidt kann zu viel Bildschirmzeit die soziale und emotionale Entwicklung beeinträchtigen, da weniger Zeit für direkte zwischenmenschliche Erfahrungen bleibt. Sie rät Eltern, auch bei Bildschirmnutzung auf analoge Erfahrungen, Freizeitaktivitäten und Sozialkontakte zu achten und selbst mit gutem Beispiel voranzugehen.
Fazit
Auch wenn die Forschungsergebnisse nicht immer einheitlich sind, legen viele Studien nahe, dass übermäßige Bildschirmnutzung negative Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit sowie die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben kann. Um diese möglichen Risiken zu minimieren, ist es wichtig, Strategien zur Begrenzung der Bildschirmzeit zu entwickeln, den Medienkonsum bewusst zu gestalten und alternative entwicklungsfördernde Aktivitäten zu fördern.